Lebendige Demonstration zum
Internationalen Frauentag 2017 in Oberhausen
„Gemeinsam Grenzen einreißen – Kämpferinnen im Alltag“: Dies war das Motto der diesjährigen Demonstration zum Internationalen Kampftag der Frauen in Oberhausen, die von einem breiten Bündnis aus Mitgliedern verschiedener Gewerkschaften und politischen oder kirchlichen Organisationen getragen wurde.
Etwa fünfzig Frauen und Männer beteiligten sich an der Demo, die am 11. März nach einer Auftaktkundgebung am Sterkrader Bahnhof zum Technischen Rathaus zog.
In ihrer Begrüßungsrede im Namen des Frauen-Plenums Oberhausen ging Petra Stanius auf das Motto der Demo ein:
Frauen hier und anderswo wehren sich auf vielfältige Weise gegen Gewalt, gegen Ausbeutung und gegen Unterdrückung. Den Kampf für ihre Rechte können sie nicht delegieren, er findet auf der Straße, in den Betrieben, im täglichen Leben statt.
Feminismus in diesem Sinne ist nicht brav, und er ist internationalistisch und antirassistisch.
Der Kampf für ein gutes Leben für alle wird gespalten durch künstliche Grenzen zwischen den Menschen entlang von Geschlecht, Herkunft, sexueller Orientierung, Alter… Diese Grenzen schwächen nur und müssen darum überwunden werden.
Mit seinem Beitrag bei der Auftaktkundgebung belegte Peter Köster, Bezirksvorsitzender der IG BAU Mülheim-Essen-Oberhausen, die strukturelle Benachteiligung von Frauen mit eindrucksvollen Zahlen:
So gibt es neben der Lohnlücke zwischen Männern und Frauen, die in Deutschland seit vielen Jahren fast konstant bei etwa 21 Prozent liegt, die noch deutlich größere Rentenlücke von fast 57 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse der Hans-Böckler-Stiftung aus 2016. Dass es diese Lücke gibt, hängt außer mit niedrigeren Löhnen auch zusammen mit Erziehungszeiten und – oft unfreiwilliger – Teilzeitarbeit.
Dass es im vergangenen Jahr sogar einen deutlichen Rückschritt auf dem Weg zur Gleichstellung von Frauen und Männern gegeben hat, geht aus dem Gender Gap Report, hervor, den das Weltwirtschaftsforum Ende 2016 veröffentlicht hat: Sollte es im derzeitigen Tempo weitergehen, so würde es bis dahin noch 170 Jahre dauern. Im Jahr davor kam der Report „nur“ auf 118 Jahre, bis die Chancengleichheit von Männern und Frauen erreicht wäre.
Bei der Zwischenkundgebung auf der Bahnhofstraße schilderte Suna Tanis-Huxohl vom Verein „Frauen helfen Frauen“ die Probleme, die sich aus der unzureichenden öffentlichen Finanzierung (nicht nur) des Oberhausener Frauenhauses ergeben:
Die von dem Verein getragene Einrichtung dient dem Schutz von Frauen und ihren Kindern vor häuslicher Gewalt. Jeder Frau in Not, die Hilfe sucht, wird diese auch gewährt. Jedoch wird nur ein Teil der entstehenden Kosten durch Zuschüsse gedeckt. Zudem müssen die von Gewalt betroffenen Frauen diese Zuschüsse selbst beantragen, und nicht in jedem Fall werden sie gewährt. So wird ein deutlicher Teil der Kosten aus Spendengeldern bezahlt. Außerdem gibt es immer noch zu wenig Frauenhäuser, denn die Nachfrage nach Plätzen ist höher als das Angebot. Und die Häuser, die es gibt, müssen um jeden Cent kämpfen, um den gepeinigten Frauen helfen zu können.
Suna Tanis-Huxohl forderte, die Politik müsse endlich die Notwendigkeit der Frauenhäuser anerkennen und dringend Regelungen treffen, um deren Finanzierung zu sichern.
Der Stopp für die Zwischenkundgebung wurde von den Demo-TeilnehmerInnen auch genutzt, um gegen die rassistische und frauenfeindliche Propaganda zu protestieren, die am gleichen Ort durch einen Stand der AfD verbreitet wurde.
Wie im vergangenen Jahr, so wurde auch diesmal die Demonstration bei der Abschlusskundgebung von Bürgermeisterin Elia Albrecht-Mainz begrüßt. Sie würdigte in ihrem Redebeitrag das Engagement der OrganisatorInnen der verschiedenen Aktionen, die in diesem Jahr anlässlich des Internationalen Frauentags stattgefunden haben. Und stellte dabei fest, dass die TeilnehmerInnen der Demonstration am 13. März ein breites politisches Spektrum repräsentierten.
Einen guten Abschluss fand die Veranstaltung mit dem Beitrag von Maurike Maaßen, die als Verdihexe in Versform deutliche Worte fand:
In ihrer sowohl kritischen als auch unterhaltsamen Rede ging sie auf die Arbeitsbedingungen in so genannten Frauenberufen ein, wo zu Lasten der Beschäftigten – und der Kranken und Pflegebedürftigen – gespart wird, was das Zeug hält.
Kein Verständnis hatte sie für das Gejammer über die Verbote von verkaufsoffenen Sonntagen, die aufgrund von Klagen von Verdi erlassen wurden. Im Einzelhandel herrscht auch ohne Sonntagsarbeit schon ein hoher Leistungsdruck, weil auch hier auf Kosten des Personals gespart wird.
Ein düsteres Bild malte Maurike Maaßen von den Zeiten, die nicht nur Frauen bevorstehen, sollte das Renten- und Lohnniveau nicht deutlich steigen.
Sie würdigte mit ihrem Beitrag die Kämpferinnen, die Missstände nicht einfach hinnehmen. Die „Verdihexe“:
„Immer wieder wird mir die Frage gestellt:
Wer ist ein Vorbild in deiner Welt?
Für mich sind das alle mutigen Frauen,
alle, die kämpfen und sich etwas trauen!“
In diesem Sinne:
Nicht erst bis zum nächsten Internationalen Frauentag!
Petra Stanius



